Auswärtige, die einen der elf Parkplätze nutzen, schauen um sich, und sehen, was die Einheimischen nicht mehr wahrnehmen. Sie wundern sich, dass ein Stall den Platz säumt, aus dem die Kühe schon seit Jahrzehnten verschwunden sind. Sie sehen das aussergewöhnliche Haus, das zum Brunnen hin schmaler wird und das die Taminser das Glettiisa nennen. Die Auswärtigen wissen nicht, dass da früher das Gemeindehaus stand, aber sie merken, dass etwas fehlt. Das fragile Gleichgewicht, das ein Dorf zu einem schönen Dorf macht, ist gestört. Sie sehen den alten Brunnen. Sie merken vielleicht, dass der stolze Stall zu einer grossen Abstellkammer verkommen ist. Und während die Auswärtigen den Motor ihrer Autos starten, denken sie vielleicht, dass da mehr sein könnte an diesem Ort mitten diesem schönen Dorf.
Auch Heimwehtaminser, die nach langer Zeit wieder einmal in ihr Dorf zurückgekommen sind, sehen sich um. Sie sehen all die Häuser um den Platz herum, und sie wissen von einigen, wer zu ihrer Zeit darin gelebt hat. Lebt derundder noch? fragen sie. Die Augen der Heimwehtaminser haben keine Gelegenheit gehabt, sich an die Abwesenheit des Gemeindehauses zu gewöhnen. Das Gemeindehaus sei zwar kein Schmuckstück gewesen, sagen die, aber es sei trotzdem schade, dass man es abgebrochen habe. Die Schaufenster des Volgs, die zu ihren Zeiten weniger bunt gewesen waren, sind der einzige lebendige Fleck.
Es hat Wettbewerb für einen Neubau gegeben, erzählen die, die dageblieben sind. Und?, fragen die Heimwehtaminser. Aber es hat sich nicht rentiert, sagen die Einheimischen. So ist alles geblieben, wie es war, und die Zeit geht langsam, langsam vorbei und lässt die Häuser ebenso langsam altern. Die Taminser sagen, es sei es praktisch, einen Parkplatz mitten im Dorf zu haben. Die Stunde kostet einen Franken. Mehr ist von diesem Platz, der keiner ist, nicht zu sagen.